Das Gymnasium Norf bietet gemäß dem Wunsch der Elternschaft seit dem Schuljahr 2007/08 für die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 5, 6 und 7 einen „Flexiblen Ganztag“ im Anschluss an den Unterricht an. Dieses ergänzende Schulangebot leistet einen Beitrag zur Bildungsförderung und zur Unterstützung von Familien.
In der vorliegenden Konzeption werden pädagogische Ziele und deren praktische Umsetzung dargestellt. Der „Flexible Ganztag“ ist ein integrierter Bereich unserer sich stetig verändernden Schule, was auch zu Veränderungen und Modifikationen im Ganztag führen kann.
Zeitliche Struktur des Ganztags
Der Ganztag beginnt immer im Anschluss an den Unterricht, frühestens nach der 5. Unterrichtsstunde. Die Schülerinnen und Schüler können den Ganztag an fünf Tagen in der Woche bis 16:15 Uhr besuchen.
Die Ganztagseltern schließen zu Beginn des Schuljahres einen Vertrag mit dem Verein FleNo ab (s. Anhang des Ganztagskonzepts), der verbindlich für ein Jahr gültig ist. In diesem werden die gewählten Tage und die täglichen „Gehzeiten“ der Schülerinnen und Schüler festgehalten, die von Seiten der Eltern flexibel verändert werden können. Für Änderungswünsche wird eine Mitteilung benötigt, die per E-Mail oder als Brief bis 12 Uhr erfolgen muss.
Durchschnittlich besuchen ca. 85 Schülerinnen und Schüler aus den Jahrgangstufen 5, 6 und 7 den Ganztag.
Zwei Sozialpädagoginen und eine Studienrätin, die ein wichtiges Bindeglied zum Lehrerkollegium darstellt, leiten den Ganztag. Der Vorstand des Vereins besteht aus dem Schulleiter, Herr Kremer, und Frau Möller. Die Sozialpädagogen werden von FSJlern, Praktikantinnen und Praktikanten, sowie Studierenden unterstützt.
Ferien/Schultermine
In den Schulferien, an den beweglichen Ferientagen und an den Pädagogischen Tagen findet grundsätzlich kein Ganztag statt.
Im Schuljahr 2023/24 wird allerdings zum ersten Mal in der ersten und letzten Woche der Sommerferien eine Ferienbetreuung im Ganztag angeboten.
Einzelaspekte des Ganztagsangebots
Unterrichtsausfall
Die Schüler/innen des Ganztages kommen bei Unterrichtsausfall nach der 5.Stunde bereits früher in den Ganztag.
Mittagessen
Um 13:40 Uhr treffen sich alle Ganztagsschüler/innen in der Mensa zu einem gemeinsamen Essen.
Beim Mittagessen wird sehr viel Wert auf frisches und saisonales Obst- und Gemüse legt. Das Essen ist nicht nur abwechslungsreich, sondern es wird auch auf industriell hergestellte Geschmacks-verstärker verzichtet. Darüber hinaus gibt es keine fertigen Einzelportionen, sodass die Schüler/innen individuelle Mengen zu sich nehmen können. Bei jedem Mittagstisch sind die pädagogischen Mitarbeiterinnen des Ganztages anwesend. Grundsätzlich stehen den Schüler/innen immer stilles und kohlensäurehaltiges Mineralwasser zur Verfügung. Ein langer Schultag kann nur effektiv gelingen, wenn alle Schüler/innen genügend und qualitativ richtig essen und trinken.
Freies Spiel
Im Anschluss an das Mittagessen findet bei jedem Wetter die freie Spielzeit auf dem Schulhof statt. Hierfür wurden umfangreiche Spielgeräte (Fußbälle, Tischtennisschläger, Stelzen, Springseile, Straßenkreide, Yoyos, Frisbeescheiben u.v.m.) angeschafft, die den Schüler/innen die Möglichkeit geben durch Bewegung die langen Sitzzeiten im Vormittag auszugleichen.
Lernzeit
Von 14:20 Uhr bis 15:20 Uhr findet eine einstündige Lernzeit (Hausaufgaben) statt. In der Lernzeit erhalten die Ganztagskinder Unterstützung zur Selbstständigkeit und bei der Bewältigung der vielfältigen, neuen schulischen Aufgaben.
Diese Zeit kann nicht nur für die Erledigung der aktuellen Hausaufgaben genutzt werden, sondern dient auch der Vertiefung sowie Wiederholung von Aufgaben und zum Vokabellernen.
Die Schüler/innen erhalten darüber hinaus die Möglichkeit in einem separaten Arbeitsraum in Kleingruppen (2-3 Schüler/innen) gemeinsam ein Referat zu schreiben, sich gegenseitig Vokabeln abzufragen oder etwas auswendig zu lernen.
In Absprache mit den Klassenlehrer/innen und Eltern werden einzelne Schüler/innen für einen zeitlich begrenzten Zeitraum intensiv betreut. Dieses Angebot ist als Organisationsunterstützung und „punktuelle Nachhilfe“ zu verstehen.
AGs und „Time to relax“
Die Schüler/innen, die bis 16.15 Uhr angemeldet sind, können unterschiedliche AGs (Kreative AGs, Sport-AGs, Sanitäter-Ausbildung, etc.) besuchen oder sich für das Angebot “Time to relax” entscheiden.
Im einem der Ganztagsräume gibt es die Möglichkeit einmal richtig auszuspannen, dort können die Schüler/innen ihre persönliche Ruhe- und Spielzeit selbst gestalten (Lese-, Bastel- und Spielecken oder einfach der Rückzug in eine „Kuschelecke“). Unter dem Aspekt „gesunde Schule“ wird den Schüler/innen in diesem Zeitraum nochmals Obst und Rohkost angeboten.
Der zweite Ganztagsraum wurde bewusst nach anderen Kriterien eingerichtet, hier können die Schüler/innen beispielsweise Kicker, Billard oder Tischhockey spielen. Dieses Angebot kommt dem Bewegungsdrang einiger Schüler/innen sehr entgegen.
Die abwechslungsreichen Angebote geben den Schüler/innen die Wahlmöglichkeit für eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung, ganz unabhängig von digitalen Medien. Auch das „Handyverbot“ im Ganztag ermöglicht das Interesse an anderen Freizeitaktivitäten und fördert die soziale Kompetenz der Schüler/innen.
Selbstverständlich können die Schüler/innen in der Zeit bis 16:15 Uhr neben den Angeboten des Ganztages auch an allen Schul-AGs und dem Musikunterricht der Musikschule Neuss teilnehmen.
Besondere Merkmale
Flexibilität
Der Aspekt der Flexibilität ist ein besonderes Qualitätsmerkmal des Ganztages. Er orientiert sich an den Bedürfnissen der Schüler/innen und Eltern ohne außer Acht zu lassen, dass Kontinuität eine wichtige Bedingung für soziale Prozesse darstellt.
So wird ermöglicht, dass Ganztagseltern sowohl die gewählten Tage als auch die „Gehzeiten“ ihres Kindes jederzeit anpassen können. Dieses Angebot bezieht sich auf dringende Termine und persönliche Veränderungen. Damit sind keine willkürlichen und ständigen Änderungen gemeint, da Schülern/innen Verlässlichkeit benötigen und die Gruppenprozesse nicht gestört werden dürfen.
Für Neuanmeldungen im Laufe des Schuljahres werden entsprechende Kapazitäten freigehalten, damit gegebenenfalls auch zusätzlich auftretender Bedarf abgedeckt werden kann. Der enge Austausch mit den Lehrer/innen führt häufig dazu, dass diese den Eltern bei bestimmten Schwierigkeiten den Ganztag empfehlen.
Austausch im Team
Die pädagogischen Mitarbeiter/innen des Ganztags, FSJler, Praktikant/innen, Studierenden und die Schulsozialarbeiterin treffen sich einmal wöchentlich zu einer Teamsitzung. Der regelmäßige Austausch über die Ganztagsschüler/innen, die organisatorischen Abläufe des Ganztages und Terminabsprachen (Teilnahme Zeugniskonferenzen, Fortbildungen etc.) sind ein wichtiger Aspekt der Konzeption. So besteht die Möglichkeit bei Problemen gemeinsam nach geeigneten Lösungen und weiteren Schritten zu suchen. Diese können ein Elterngespräch, der Austausch mit den Klassenlehrer/innen oder der Schulsozialarbeiterin sein.
Die Teamstunden werden protokolliert, damit auch nicht Anwesende über alle besprochenen Themen umfassend informiert sind.
Weitergehende Angebote
Gespräche mit Schüler/innen
Die Schüler/innen des Ganztages haben die Möglichkeit sich in vertraulichen Gesprächen ratsuchend an eine pädagogische Mitarbeiterin oder die pädagogische Leitung des Ganztages zu wenden.
Bei Verhaltensauffälligkeiten oder Verhaltensveränderungen sprechen die Mitarbeiterinnen von sich aus die Schüler/innen an und suchen das persönliche Gespräch. Diese individuelle Betreuung hat einen besonderen Stellenwert, sodass diese Gespräche in Ruhe geführt und dokumentiert werden können.
Lehrergespräche
Die pädagogische Leitung des Ganztages sucht das Lehrergespräch wenn:
- es Probleme bei der Erledigung der Hausaufgaben gibt
- die Schüler/in Auffälligkeiten im Sozialverhalten zeigt
- Regel nicht eingehalten werden können
- die Schüler/in bei persönlichen Problemen um Hilfe bittet
- bei Veränderungen der Lebens- und Familiensituation, wenn diese zu Problemen führen
- der regelmäßige Austausch mit den Schulsozialarbeitern dies nötig erscheinen lässt
Die gute Kommunikation mit den Klassen-, Fachlehrer/innen und der Sonderpädagogin verdeutlicht die enge Verzahnung von Unterricht und Ganztag und ist für alle Seiten von großem Nutzen.
Elterngespräche und Elternsprechtag
Unter den oben genannten Kriterien wird auch das Elterngespräch gesucht.
Elterngespräche werden grundsätzlich zu zweit geführt und dokumentiert. In der Regel führen sie zu positiven Ergebnissen, da die meistens Eltern sehr dankbar dafür sind, dass ihre Kinder so aufmerksam wahrgenommen werden. Der persönliche Austausch mit den Eltern ermöglicht individuelle Hilfestellungen und persönliche Beratung.
Die pädagogische Leitung des Ganztages steht am Elternsprechtag den Eltern für Einzelgespräche zur Verfügung. So haben Eltern nicht nur die Möglichkeit ein Gespräch mit den Lehrer/innen zu suchen, sondern können sich auch bei den pädagogischen Mitarbeiterinnen des Ganztages nach dem Arbeits- und Sozialverhalten ihrer Kinder zu erkundigen.
Teilnahme an Konferenzen
Die enge und gute Zusammenarbeit zwischen Lehrer/innen und den pädagogischen Mitarbeiterinnen des Ganztages wird ebenfalls deutlich durch die Teilnahme an den Erprobungsstufen- und Zeugniskonferenzen der Jahrgangstufen 5, 6 und 7.
Hier können die Beobachtungen der Ganztagesmitarbeiterinnen dazu beitragen das Bild eines Schülers/in zu vervollständigen und/oder zu bestätigen. Wichtige soziale Komponenten, die sich eher in den Strukturen des Ganztages zeigen, können an dieser Stelle erwähnt werden.
Teilnahme am Pädagogischen Tag
Die pädagogische Leitung des Ganztages nimmt regelmäßig an den Pädagogischen Tagen teil und erhält somit die Chance der gemeinsamen Fortbildung und des Austauschs mit dem Lehrerkollegium. Auch das Ganztagsteam wird zu relevanten Vorträgen eingeladen und hat grundsätzlich die Möglichkeit der Teilnahme.
Abschließende Gedanken
Der Ganztag am Gymnasium Norf versucht mit seinem Angebot Familien zu entlasten und dem Bedarf nach Nachmittagsbetreuung möglichst flexibel zu entsprechen. Wir bieten den Schülerinnen und Schülern über den regulären Unterricht hinaus eine angenehme, leistungsfördernde Arbeitsumgebung und ermöglichen soziales Lernen in einen geschützten Raum in einer altersgemischten Gruppe.
Respektvoller und wertschätzender Umgang in einer vielfältigen Gemeinschaft, die Stärkung des Selbstbewusstseins, des Verantwortungsgefühls sowie die Förderung der Selbstständigkeit und auch Identifikation mit dem Gymnasium Norf sind wichtige Aspekte unserer Arbeit. Die Umsetzung dieser Grundsätze gelingt, weil alle am Schulleben Beteiligten eng zusammenarbeiten und mit dazu beitragen, dass der „Flexible Ganztag“ ein integrierter und fester Bestandteil des täglichen Schullebens ist.
Stand November 2023