Am 10. Juni 2025 nahmen Schülerinnen und Schüler der 10. und 11. Klassen des Gymnasiums Norf am „Talk am Pegel“ teil. Die Veranstaltung fand in der Pegelbar in Neuss statt und bot den Teilnehmenden informative Einblicke in die Hintergründe und Gefahren politischer Radikalisierung sowie mögliche Präventionsmaßnahmen. Ermöglicht wurde die Teilnahme im Rahmen der Begabtenförderung unserer Schule — mit dem Ziel, politisches Bewusstsein zu stärken.
Während des Abends hatten wir die Gelegenheit, den Beiträgen von Ahmad Mansour, einem israelisch-deutschen Psychologen und Autor, sowie von Historiker Dr. Guido Hitze, Andreas Werhahn von Kompass D (einer Initiative zur Integration junger Flüchtlinge), sowie Lena Behr, einer EF-Schülerin unseres Gymnasiums, zu folgen. Schon der Auftritt Mansours mit Polizeibegleitung verdeutlichte, wie aktuell und bedeutsam das Thema ist.
Dr. Guido Hitze erinnerte in seinem Vortag an die Erosion der politischen Mitte in der Weimarer Republik und warnte davor, auch heute wieder eine Schwächung der Mitte zu beobachten – insbesondere in den USA, aber zunehmend auch in Deutschland. Zudem führte Herr Mansour aus, dass wir uns „im fünften Jahr voller Krisen“ befänden, wodurch viele Menschen verunsichert seien. Er erklärte, dass populistische Akteure am rechten und linken Rand genau dieses Gefühl ausnutzen würden, indem sie Betroffenen zuhören und ihnen vermeintlich neue Stärke verleihen würden. Hinzu käme, dass die Algorithmen von Facebook, TikTok und ähnlichen Apps die Polarisierung verstärken und Empathie zerstören würden. Radikalisierung könne dadurch in „Rekordzeiten“ erfolgen.
Mansour forderte, den dominierenden Narrativen im Netz entgegenzuhalten – etwa durch Förderprogramme zur Krisenresilienz. Wichtig sei, jungen Menschen zu vermitteln, nicht in Schwarz-Weiß-Denken zu verfallen. Schulen und Eltern müssten hier eng zusammenarbeiten, um Resilienz zu stärken.
Zudem erzählte Andreas Werhahn von seiner Initiative, Kompass D, und erklärte, dass die Integration von Flüchtlingen ebenfalls wichtig sei, um der zunehmenden Radikalisierung entgegenzuwirken. Lena Behr nannte, mit unserer Schule als Beispiel, Ansätze, wie Schulen ihre Schülerinnen und Schüler politisch bilden können, um zu vermeiden, dass diese später eine radikale Position vertreten. Sie betonte dabei auch, wie wichtig diese Aufgabe der Schule sei, da manche Eltern ihre Kinder nicht selber aufklären oder sogar selbst eine radikale Position vertreten würden. Sie sagt, dass das Elternhaus eine große Verantwortung trage, die Schulen aber noch mehr Präventionsarbeit leisten müssten. Ebenfalls bräuchten wir auch in Zeiten knapper Mittel verpflichtende Fortbildungen für Lehrkräfte und eine verbindliche Verankerung dieser Themen im Lehrplan.
Gegen Ende der Vorträge hatten wir die Möglichkeit, Fragen auf Zettel zu schreiben, die die Gastredner:innen auf der Bühne beantworteten
„Herr Mansour hat mit seinem Vortrag eindrucksvoll und mit vielen Lebensweltbezügen den Finger in die Wunde gelegt: Social-Media-Konsum führt zu Radikalisierung. Das ist eine Tatsache, der sich Politik und Schule unbedingt zeitnah stellen müssen.“, sagte unser Lehrer (und Leiter der Begabtenförderung) Herr Stecken, der ebenfalls an der Veranstaltung teilnahm.
Der Talk vermittelte uns ein besseres Verständnis davon, wie Krisenangst und fehlende Mitsprache Radikalisierung fördern können, wie man als einzelne Person dagegen ankämpfen kann und wie wichtig es ist, Präventivmaßnahmen zu ergreifen und vor allem junge Menschen, wie an unserer Schule, über Radikalisierung aufzuklären.
Die Teilnahme an der Veranstaltung war ein interessantes Erlebnis und eine wertvolle Erfahrung. Sie hat uns erneut deutlich gemacht, wie wichtig Lernen außerhalb des Klassenzimmers ist — gerade jetzt, wo gemeinschaftliches Engagement und kritisches Urteilsvermögen so gefragt sind. Durch den direkten Austausch mit Expertinnen und Experten sowie die Diskussion aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen konnten wir unser Verständnis für politische Zusammenhänge vertiefen und neue Perspektiven gewinnen, die im regulären Schulalltag oft zu kurz kommen.